Strategic Simulations Incorporated (SSI) bescherte seinem exzellenten Spiel Pool of Radiance einen würdigen Nachfolger, mit dem Namen Curse of the Azure Bonds und in der Tat konnte man mit diesen Dungeons and Dragons Spiel jede Menge Spaß haben. Es benutzte weiter die Gold-Box-Engine, nutze rundenbasiertes Gameplay, und bot eine Erforschung der Welt aus der Ich-Perspektive und eine Top-Down-Ansicht während der taktischen Kämpfe. Es verbesserte ebenso die bewährte Formel mit besserer Grafik und Schrift, optimierte einiges am Interface und führte auch neue Charakter-Klassen, wie z.B. den Paladin ein. Man kann seine alten Recken von Pool of Radiance importieren oder neue Helden erstellen, welche dann schon fortgeschritten sind, da diese Spiel deutlich stärkere Gegner als sein Vorgänger zu bieten hat und Helden mit Stufe 1 würden nicht einmal den ersten Dungeon überleben. Eure Heldentruppe kann in Curse of the Azure Bonds bis maximal Stufe 12 aufsteigen und Zaubersprüche bis Stufe 5 verschiessen. Für die unter Euch, die nicht mit dem Regelwerk von Dungeons und Dragons vertraut sind, bedeutet dies im Wesentlichen, dass Ihr am Anfang mit schwachen Zaubern einem bestimmten Gebiet etwas Schaden zufügen könnt und ein paar Heilzauber kennt, und am Ende in der Lage seid ganze Gruppen von gigantischen Monstern einzufrieren oder tote Mitstreiter wieder zum Leben erwecken könnt. Und schlussendlich besteht ein wesentlicher Unterschied zum Vorgänger darin, dass Ihr hier, anstatt nur in einer Stadt zu agieren mit Euren Helden ganze Landstriche bereist und verschiedenste Charaktere mit ihren ganz eigenen Zielen treffen werdet.
So, nach all dieser Lobhudelei denkt Ihr nun bestimmt, dass ich Curse of the Azure Bonds für das bessere Spiel halte aber mit dieser Annahme liegt Ihr daneben. Den ersten Fehler begeht Curse of the Azure Bonds bei den zufälligen Ereignissen. Bei Pool of Radiance war es so, dass die Zufallsereignisse abnahmen, je mehr Gegner man in einem Dungeon getötet hatte. Bei Curse of the Azure Bonds trifft dies nicht zu und die Zufallskämpfe treten weiter auf und erschweren das Erforschen, bzw. machen es eher langweilig. Das zweite Manko ist die Tatsache, dass importierte Charaktere in das Spiel ohne ihre bisherige Ausrüstung starten; eine Eigenheit, die ich bei einer Spieleserie nie verstanden habe. Weiterhin ist die Hintergrundgeschichte nicht ganz so tiefgründig wie beim Vorgänger und ergibt auch weniger Sinn. Das Spiel beginnt damit, dass Eure Heldengruppe in einen Hinterhalt gelockt und überfallen wurde. Anschließend werden fünf magische blaue Bandzeichen auf deren Unterarme eingebrannt. Dadurch kontrollieren nun fünf unterschiedliche Fraktionen die Gruppe und versuchen diese als eine Attentats-Kommando zu missbrauchen. Diese fünf Parteien sind so unfassbar inkompetent, dass sie die ganze Zeit mit ihren Aktionen scheitern und es die Gruppe dadurch schafft, weit genug aus deren Einflussbereich zu kommen, so dass sie daran arbeiten kann, sich dieser Brandmarken irgendwie zu entledigen. Außerdem verfügen diese fünf ominösen Parteien über eine ganze Heerschar an Lakaien, die in Punkto Stärke und Magie der Heldengruppe in nichts nachtstehen, was letztendlich zu der Frage führt, warum man die Helden nicht einfach umbrachte, als man sie gefangen nahm und die Attentats-Pläne von den eigenen Schergen ausführen lässt.
Die nervige Handlung mal beiseite gelassen, wird dem geübten Spieler auffallen, dass der Gruppe das ganze Spiel durch eine gleichbleibende Anzahl menschlicher, nichtmagischer Gegner aber einer sehr viel größere Menge an Klerikern und Magiern gegenüberstehen. Das führt dann irgendwann dazu, dass es für den Sieg nur noch entscheidend ist, welche Seite zuerst einen Feuerball- oder einen Hold-Person-Spell abfeuert. Um es taktisch auszudrücken, sind Eure Nahkämpfer weniger zu gebrauchen als früher, aber dennoch wichtig um Gegner davon abzuhalten, Eure Magier zu unterbrechen.
So, ich denke ich habe klargestellt, warum ich dieses Spiel etwas weniger mag als Pool of Radiance, auch wenn es fernab meiner Kritik durchaus ein ausgezeichnetes Spiel und durchaus lohnenswert ist. Die grafischen Verbesserungen sowie die kleinen Updates am Interface sind eine feine Sache, genauso wie die neuen Klassen des Paladins und des Rangers. Ich empfehle auf jeden Fall, Euch etwas Zeit zu nehmen um Curse of the Azure Bonds zu spielen, auch wenn Ihr noch nie vorher ein Gold-Box-Spiel ausprobiert habt.
Teil der Dungeons & Dragons Spieleserie