Im Sommer 1992 saß Doug Smith meist alleine in einem Computerlabor der Universität von Washington. Er sollte da sein, falls jemand dort etwas machen wollte, aber früher war sommers nicht viel in solchen Laboren los. Um sich zu beschäftigen, entschied er sich, ein Videospiel zu schreiben, und so entstand Lode Runner.
Der Erfolg kann von niemandem bezweifelt werden. Lode Runner wurde für fast jedes mögliche System produziert - Apple II, Commodore 64, VIC-20, Atari 8-bit, Atari ST, NES, DOS, Wiederveröffentlichungen auf neueren Systemen usw. Wenn ihr schon eine Zeit lang Videospiele spielt, ist es wahrscheinlich, dass euch Lode Runner schonmal über den Weg gelaufen ist - im ersten Anlauf wurden Millionen Exemplare verkauft. Nicht schlecht für ein Sommerzeitvertreibsprojekt...
Ihr spielt einen schätzesammelnden Helden mit Grablaser. In jedem der 150 [!] Level ist es das Ziel, alle Schätze zu ergattern und über die oberste Leiter zu entkommen, was immer Planung und Technik erfordert. Ihr könnt schadlos durch die von euch gegrabenen Löcher fallen, aber eure Feinde sind zeitweise gefangen und lassen jeden Schatz, den sie tragen, los, wenn ihr sie hineinlockt.
Solange sie in einem Loch sind, könnt ihr sicher über ihre Köpfe laufen, wenn ihr aber zu lange wartet, klettern sie heraus und erwischen euch. Nach kurzer Zeit füllen sich die Löcher wieder, was den sofortigen Tod für alles bedeutet, das sich darin befindet. Gelegentlich müsst ihr einen Graben errichten, in dem ihr laufen und weitergraben könnt, um an Schätze zu kommen, die mehrere Lagen tief liegen. Manchmal gibt es auch Scheinblöcke, durch die ihr in meist unpassenden, aber auch lebensrettenden Momenten fallt.
Achtet auf die Gestaltung - sie ist hin und wieder nicht auf Herausforderungen, sondern auf Ästhetik ausgelegt. Es amüsiert, wenn man verzweifelt die Gegner abwehrt und dabei plötzlich feststellt: "Moment mal, die Leitern ergeben ja die Worte 'Lode Runner'!" (Level 44).
Vielleicht ist der Schlüssel zum Erfolg, dass Lode Runner eines der ersten MODifizierbaren Spiele war. In Ordnung, nicht wirklich MODifizierbar, aber es hatte einen Leveleditor, der es aufstrebenden Jungentwicklern erlaubte, eigene Level zu kreieren und sie an Freunde zu verteilen - als wären die 150 vorhandenen nicht genug... Um den Editior zu benutzen, benötigt ihr eine Diskette, um eure Ergebnisse zu speichern, was bei Benutzung von DOSBox bedeutet, dass ihr euch mit den Festlegungsbefehlen für Disketten beschäftigen müsst (mounting). Diese Möglichkeit war so populär, dass daraus im darauffolgenden Jahr "Championship Lode Runner" entstand, das die 50 herausfordernsten neugeschaffenen Level besaß - leider ist keine DOS-Version bekannt.
Wenn euch das alles zu schwierig erscheint, fürchtet euch nicht. Ihr könnt die Anzahl eurer Leben auswählen und sogar einzelne Level überspringen. Zwar kommt euer Name dann nicht in die Rangliste, aber ihr kommt vorwärts und fragt euch nicht umsonst, wie Level 106 aussieht, wenn ihr Level 15 nicht spielerisch überwinden könnt.
Lode Runner kann am besten als schnelle und wilde Rätsellöserei beschrieben werden. Es ist einfach zu erlernen, eine Herausforderung, es zu meistern, und es bietet danach auch noch viel.
Im Archiv sind drei Versionen enthalten. Zwischen V1 und V2 kann ich keinen Unterschied feststellen, aber die dritte in "lrslow" ist für schnellere Rechner entwickelt worden. Wenn ihr einen langsameren habt oder in DOSBox die Geschwindigkeit drosselt, seid ihr mit V2 gut bedient, andernfalls solltet ihr die geflickte benutzen.