The Legacy: Realms of Terror ist ein schwieriges Spiel. So schwierig, dass man nach einiger Zeit aufgeben möchte. Anders gesagt, wenn ihr nach einem schnellen Hack’n’Slay-Vergnügen sucht, solltet ihr die Finger hiervon lassen. Wenn ihr euch aber entscheidet, einen Versuch zu starten, werdet ihr feststellen, dass The Legacy nicht nur herausfordernd ist, sondern auch eine nette Geschichte und eine Menge Spannung bietet.
Der Auftakt gestaltet sich eher kitschig: ihr habt ein riesiges Herrenhaus geerbt, dessen Vorbesitzer unter äußerst mysteriösen Umständen gestorben ist. Als ihr das Gebäude betretet, fällt die Eingangstür hinter euch zu, und ihr seid eingesperrt. Ein schauriges Lachen ertönt und lässt euch erschaudern.
Im weiteren Verlauf des Spiels entwickelt sich dieser eher schwache Storyansatz in ein fesselndes Horrorszenario mit einigen interessanten Entwicklungen. Euch begegnen nur wenige andere (menschliche) Spielfiguren, aber einzelne, aus einem Tagebuch herausgerissene Seiten, die im ganzen Haus verteilt sind, bringen nach und nach Licht ins Dunkel der Ereignisse vor eurer Ankunft. Euch wird klar, dass hier etwas gewaltig faul ist!
Während ihr die unzähligen Zimmer untersucht, entdeckt ihr seltsame Gegenstände und einige Waffen. Nehmt euch um Himmels Willen Zeit, diese auszutesten, denn ihr werdet feststellen, dass das Gebäude von unnatürlichen Kreaturen, die euch ans Leder wollen, geradezu überlaufen ist. Dave Ellis, Autor des offiziellen Lösungsbuches und Mitarbeiter im Microsoft Qualitätssicherungs-Team, meint: „In The Legacy kommt es nicht auf die Kämpfe an, sondern vorallem auf den Scharfsinn beim Rätsel lösen“.
Zu Beginn wählt ihr einen von acht Spielcharaktern aus, mit dem ihr spielen wollt. Es gibt eine Menge verschiedener Eigenschaften und Fähigkeiten, die ihr für eure Wahl berücksichtigen solltet. Außerdem haben einige der Figuren magische Fähigkeiten. Ich rate euch, das Spiel beim ersten Mal mit einer dieser Figuren anzugehen! Die meisten Eigenschaften können wie bei Rollenspielen entwickelt werden – indem ihr Gegner tötet.
Das Interface ist ein wenig umständlich und sicherlich nicht gerade die Stärke des Spiels. Aber ihr werdet euch nach einer Weile schon daran gewöhnen. Der Hauptschirm ist in vier Fenster unterteilt (bzw. fünf, wenn eure Spielfigur Magie benutzen kann):
1. Die Charakter-Ansicht, wo eure Gesundheit, euer Inventar und Eigenschaften/Zaubersprüche angezeigt werden.
2. Die Karten-Ansicht ist unter der Charakter-Ansicht und zeigt die Räume, die ihr schon besucht habt.
3. Das Nachrichten-Fenster befindet sich neben der Karte. Dort werden Beschreibungen zu Objekten und Kampfmeldungen angezeigt, und ihr könnt diese auch zurück scrollen.
4. Die Spielansicht, die leider aufgrund der vielen anderen Fenster relativ klein ausgefallen ist. Aber ihr könnt alle Fenster verschieben, skalieren und eure gewünschte Konfiguration auch speichern.
Trotz des klobigen Interfaces ist The Legacy sehr spielbar und die Kämpfe ziemlich überschaubar. Ihr habt zwei Hände, also schnappt euch eine Waffe (eine Flasche, ein Schüreisen oder eine Smith&Wesson) und schickt den Zombie-Abschaum in die Hölle zurück! Nehmt euch einige Sekunden, um gründlich zu zielen, aber bedenkt, dass die Gegner nicht warten werden, sondern sich schnell daran machen, euch anzuknabbern. Wenn eure Spielfigur der Magie mächtig ist, ist eine Hand für das Zauberbuch reserviert. In diesem Fall erscheint euer Zauberspruch als Symbol in einem Extrafenster. Es gibt eine nette Auswahl an Sprüchen, von Feuerbällen für den Angriff, über Tarnung bis hin zu Heilung und sogar Teleportation. Eure magischen Kräfte müssen sich immer wieder aufladen, indem ihr Runensteine benutzt, die ihr an mehreren Stellen im Haus findet. Aus Büchern, die ihr aufsammeln könnt, ist es möglich, neue Zauber zu erlernen.
Ihr werdet sehr, sehr, sehr viele Kreaturen treffen und sie sind nicht einfach zu töten! Das macht das Spiel wirklich äußerst schwierig. Aber ihr müsst nicht alles vernichten, was euch über den Weg läuft. Es gibt meistens Möglichkeiten, den Kämpfen auszuweichen. Wenn ihr zum Beispiel das magische JuJu besitzt, werden euch die Untoten im ersten Stock nicht angreifen! Wenn ihr solche Dinge herausfindet, wird das Spiel euch mehr Spaß bereiten. Die Rätsel sind mittelschwer bis hart, und wenn ihr nicht jedes einzelne Papier mit Hinweisen und jedes Schild an der Wand lest, beinahe unmöglich zu lösen. Um euch eine Hilfestellung zu geben: in dem Raum, der an dem angrenzt, in dem ihr startet, befindet sich eine Aktentasche. Wenn ihr diese aufhebt, habt ihr mehr Platz im Inventar. Außerdem könnt ihr die Aktentasche dazu benutzen, Monster zu schlagen :)
Die Grafik von The Legacy ist gut gelungen, obgleich sich viele Räume sehr ähneln. Ein anderes Manko ist euer kleines Sichtfenster, aber da ihr es auch vergrößern könnt, ist das nicht allzu schlimm. Die kurzen Animationssequenzen im Spiel sind nett und fördern die Atmosphäre. Die Hintergrundmusik ist nichts Besonderes, aber ausreichend und die Soundeffekte sind zweckdienlich.
Alles in allem wird euch das Spiel viel Spaß bereiten, nachdem ihr ein wenig Übung damit hattet, und ihr werdet sehr, sehr lange brauchen, bis ihr es durchgespielt habt (ich habe es bis jetzt nicht geschafft), da das Gebäude so groß ist. Aber dafür warten viele interessante Örtlichkeiten auf euch.
Note: 4 von 5
Ich habe es geschafft, das Spiel mit VDMSound zum Laufen zu bringen (mit Adlib-Musik und Soundblaster-Effekten) und auch mit DOSBox hat es funktioniert (allerdings war da die Maus sehr langsam). Wenn ihr VDMSound benutzt, müsst ihr bei den Kompatibilitäts-Einstellungen XMS und EMS beide auf 16mb stellen, und alle andere Optionen deaktiviert lassen.