Ich liebe Abenteuerspiele, und das galt damals besonders für die Leisure Suit Larry-Serie. Sie war lustig, unterhaltsam und betonte stets die…sagen wir mal…männlichen Freuden. Eines Tages hörte ich von einem Spiel, das der Larry-Serie sehr ähnlich sein soll: Les Manley – Lost in L.A.
Dies ist der zweite und letzte Teil von Les Manley. Es wurde 1992 von Accolade für den PC veröffentlicht, und ich will nun herausfinden, ob es mit dem guten, alten Larry Laffer mithalten kann.
Seltsame Dinge passieren in Los Angeles! Immer mehr Berühmtheiten aus Hollywood verschwinden unter mysteriösen Umständen und die Bürger sind darüber sehr besorgt. Nur Les’ alter Freund Helmut, der Bohnenmensch – als kleinster Mensch der Welt ist er Hollywoods neuester Star - scheint davon nicht sonderlich betroffen zu sein. Er vertraut voll auf seine Alarmanlage und seinen Wachhund. Eines Abends, nachdem er ein intimes Beisammensein mit seiner Freundin LaFonda Turner genossen hat, beschließt Helmut Les nach L.A. einzuladen und dort ein paar Tage die kalifornische Sonne zu genießen. Während Helmut Les anruft, begibt sich LaFonda zum Pool, um ihren erhitzten Körper abzukühlen, als dort plötzlich eine dunkle Gestalt auftaucht!
Wie ihr bereits vermuten könnt, haben Helmut und seine Freundin die drohende Gefahr unterschätzt und die Sicherheit ihres Hauses überschätzt – denn als Les bei ihnen eintrifft, sind beide verschwunden! Natürlich fühlt sich Les verpflichtet, seinen vertrauten Freund zu suchen und retten und hinter das Geheimnis der verschwundenen Berühmtheiten Hollywoods zu kommen.
Zu Beginn werdet ihr durch einen nett gemachten Film in die Hintergrundgeschichte eingeführt. Ihr könnt sie euch in Ruhe anschauen, sie aber auch überspringen, einen alten Spielstand laden oder gleich ins Geschehen eintauchen. Les findet sich dann auf einer Promenade in der Nähe des Strandes wieder und die Show beginnt…
Die Steuerung ist einfach. Ihr bewegt die Maus über den Bildschirm, und wenn ihr einen Interaktionspunkt erwischt, verändert sich das Mauskreuz in ein entsprechendes Symbol. Wenn ihr laufen wollt, zeigt ihr in die gewünschte Richtung und das Kreuz wird zu Fußabdrücken. Wenn ihr auf eine Person oder einen Gegenstand zeigt, wird das Kreuz zu einem Fragezeichen, das euch anzeigt, dass ihr mit der Person sprechen könnt, oder über einen Gegenstand Zusatzinformationen bekommt bzw. ihn aufnehmen oder benutzen könnt. Das Inventar wird geöffnet, indem ihr die Maus in den untersten Bereich des Bildschirms führt. Dort befindet sich auch die Option zum Laden/Speichern, mehrere Speicherstände stehen zur Verfügung. Während einer Unterhaltung habt ihr mehrere vorgefertigte Antworten und Fragen zur Auswahl. Oft werden dabei auch Portraits eurer Gesprächspartner gezeigt, so dass ihr einen besseren Eindruck davon bekommt, mit wem ihr da sprecht, aber das ist nur ein ästhetischer Aspekt.
Das Spiel ist eher flach strukturiert. Ihr besucht verschiedene Örtlichkeiten und trefft Personen, die euch dann und wann mit mehr oder weniger nützlichen Informationen versorgen, oder ihr bekommt Gegenstände, die für die recht spärlichen Rätsel benötigt werden. Um einen Überblick über die Umgebung zu bekommen findet ihr Karten und durch Klicken auf bestimmte Plätze gelangt ihr dort hin. Ihr beginnt mit einer einzigen Karte, aber während des Spielverlaufs kommen weitere hinzu. Ab und zu werden Zwischensequenzen eingespielt, die euch über den Fortgang der Story auf dem Laufenden halten. Die meiste Zeit jedoch seid ihr damit beschäftigt, euch durch die langwierigen Dialoge hindurch zu lesen. Actionreiche oder herausfordernde Situationen ergeben sich selten. Ihr geht hauptsächlich nach einem ziemlich linearen Muster vor: ihr sprecht mit Person A, die euch einen Hinweis über Person B gibt. Dann ergattert ihr einen Gegenstand, den ihr an Ort C bringt, an dem danach ein Tipp über ein Ereignis C zum Vorschein kommt, usw.
In diesem Spiel geht es kaum darum, verschiedene Hinweise clever miteinander zu kombinieren, die man sich vorsichtig erarbeiten muss, sondern darum, verschiedene Punkte nacheinander abzugehen, um die Story irgendwie am Laufen zu halten. Wenn ihr mich fragt, ist Les Manley – im Vergleich zu anderen Adventures, die auf ähnlicher Basis ablaufen, wie zum Beispiel Lucas Arts Adventures oder die Larry-Serie – weder besonders herausfordernd, noch einfallsreich.
Es gibt nur eine handvoll Örtlichkeiten zu erkunden, und ‚erkunden’ ist schon fast übertrieben ausgedrückt. Denn eigentlich wandert ihr nur umher und klick alles an, was nur annährend nach Interaktion aussieht. Die Figuren, denen ihr begegnet sind entweder sehr ungesprächig oder reden viel zu viel. Außerdem fehlt es ihnen an einer Eigenschaft, die für ein qualitatives Adventure sehr wichtig ist: eine interessante und besondere Persönlichkeit. Die Dialoge versuchen komisch zu wirken, konnten mir aber kaum ein Lachen entringen. Aber vielleicht ist diese spezielle Art von Humor einfach nicht mein Ding.
Auch die Geschichte an sich ist nicht sonderlich spektakulär. Es gibt keine großen Wendungen, die Geschichte tröpfelt einfach nur so vor sich hin, und schneidet dabei viele gängigen Klischees. Hauptsächlich wird dabei ein parodiertes Bild des typischen Lebensstils von Hollywood wiedergegeben – Schönheit und Ruhm als Schlüsselelemente – und mit einer Detektivgeschichte vermischt. Wenn ihr es bis zum Ende schafft werdet ihr darüber hinaus auch feststellen, dass das ganze Spiel recht kurz ist.
Aber es gibt auch einige positive Seiten, die erwähnt werden wollen, z.B. die Grafik und die Musik. Die Hintergründe und Spielfiguren sind echt gut gezeichnet und farbenfroh. Manche Teile des Spiels, besonders die Zwischensequenzen, beinhalten digitalisierte Personen und Objekte, die sich ansehnlich präsentieren – die Animationen hingegen sind eher grob gehalten. Die Musik passt sich dem Spielgeschehen an und klingt nett. Allerdings ist sie nicht sonderlich abwechslungsreich und kann daher nach einiger Zeit langweilig werden. Soundeffekte sind eher spärlich, aber von ausreichender Qualität.
Ich denke, es ist nicht schwer, meine Meinung über Les Manley: Lost in L.A. aus diesem Spielbericht herauszuhören: ich bin ziemlich enttäuscht! Nicht dass ich erwartet hätte, dass dieses Spiel sein glorreiches Vorbild Leisure Suit Larry einfach in die Tasche steckt, denn das geht nicht so einfach! Dennoch hoffte ich auf ein solides, unterhaltsames Abenteuer. Ich kann mir nicht helfen, ich fühle mich ständig versucht, Les Manley mit Larry zu vergleichen, was auch verständlich ist, da sich die Macher hier stark an Sierra’s Helden orientiert haben. Eigentlich ähneln sich die beiden Spielwelten ja auch: in beiden spielt ein Playboy, der sich allzeit von Frauen angezogen fühlt, die Hauptrolle. Leider ist das mehr oder weniger die einzige Gemeinsamkeit.
Aus meiner Sicht fehlt Les Manley einfach die magische Ausstrahlung, die die Spieler auf Dauer zu fesseln weiß. Es braucht schon mehr, als nur ein Duzend halb-nackter Frauen, um einen wahren Adventure-Fan zu unterhalten.Vielleicht ist es auch einfach nur sehr schwierig, sich im Schatten einer derart epischen Serie wie Larry zu behaupten. Versteht mich bitte nicht falsch, Les Manley kann ganz lustig sein, und ist im Hinblick auf Grafik und Sound nicht schlecht produziert. Aber durch das langatmige, flache Spielgeschehen und der durchschnittlichen Story fällt es schwer, das Interesse lange aufrecht zu erhalten. Darum bewerte ich das Spiel mit einer 3. Lasst euch bitte trotzdem von meiner Kritik nicht entmutigen, und gebt Les Manley eine Chance. Ihr wisst ja, Geschmäcker sind oft sehr verschieden, und es schadet nicht, wenn ihr euch selbst eine Meinung bildet. Wer weiß, vielleicht findet ihr ja Gefallen an diesem Spiel? Zumindest gibt es darin einige hübsche Mädchen, die man begaffen kann.
Bevor ihr das Spiel startet müsst ihr „setup.exe“ ausführen (und eventuell auch „vesafix.exe“). Nachdem ihr eure gewünschten Optionen aktiviert habt, tippt ihr „les2“ ein, und das Spiel wird auf DOSBox problemlos laufen.